Nachwelt
Zum 150. Todestag
des DOG-Gründers
Albrecht von Graefe
Albrecht von Graefe
und die Nachwelt
Am 19. Juli 1870 brach der deutsch-französische Krieg aus. Aus diesem Grunde geriet der Tod Albrecht von Graefes am frühen Morgen des 20. Juli 1870 zunächst zur Nebensächlichkeit, um dann aber ab 1871 umso stärker in das Bewusstsein von Freunden, Fachkollegen, der Stadt Berlin, der Berliner Medizinischen Gesellschaft und der DOG zu dringen. Es setzten nun vielfältige Bestrebungen ein, um das Andenken an Albrecht von Graefe zu bewahren.
Die DOG begann, insbesondere unter Mitwirkung des Heidelberger Ordinarius Otto Becker (1828-1890), eine „Graefe-Sammlung“ anzulegen, welche über die Jahrzehnte kontinuierlich wuchs und sich heute als Dauerleihgabe der DOG im Medizinhistorischen Museum der Charité in Berlin befindet. Diese Sammlung enthält vor allem zahlreiche Graefe Briefe, darunter vor allem das Donders-Konvolut. Das Graefe-Monument am Rande der Charité (Abb. 1) war das erste, das in Berlin für einen Wissenschaftler errichtet wurde, und das mit finanziellen Mitteln aus aller Welt.
Zum 100. Todestag 1970 wurde eine Stele im Berliner Tiergarten, an der Stelle, an der sein Geburtshaus gestanden hatte, aufgestellt (Abb. 2). Die Ruhestätte auf dem Friedhof in Kreuzberg wird heute vom Land Berlin als Ehrengrab betreut. Seit 1875 gibt es die „Graefe-Straße“ in Kreuzberg, die sich zum „Graefe-Kiez“ entwickelte und Adresse der seit 2015 so heißenden „Graefe-Schule“ ist (Abb. 3).
In Heiden im Appenzeller Land, Graefes schweizerischem Urlaubsort, gibt es einen Graefe-Weg und einen Graefe-Stein (Abb. 4). Seit 1877 wird der „Graefe-Preis“ von der DOG alle 2 Jahre vergeben, seit 1886 wird alle 10 Jahre die „Graefe-Medaille“ verliehen. Auch die Berliner Medizinische Gesellschaft, deren Vorsitzender Graefe von 1860-1870 war, vergibt eine Graefe-Medaille an verdiente Mediziner.
Die posthume Graefe-Literatur ist umfangreich. Sie umfasst Graefes-Briefe u.a. an Julius Jacobson (1828-1889), Frans Cornelis Donders (1818-1889) oder Adolf Schuft-Waldau (1822-1895) sowie zahlreiche Biographien; die erste 1877, die letzte 2020. Berichte über Graefe zu Lebzeiten erschienen mehrfach in zeitgenössischen Zeitschriften (Abb. 5).
Posthum ging er, wenngleich namentlich nicht genannt, als Hauptperson in die Trivialliteratur ein, so etwa in Berthold Auerbachs (1812-1882) „Brigitta“ von 1880, in der Person „Karl Sternau“ in Karls Mays (1842-1912) „Das Waldröschen“ von 1882-1884, oder Felix Philippis (1851-1921) „Das Schwalbennest“ von 1919. Noch im Jahre 1912 wurde Albrecht von Graefe zu den „300 berühmtesten Deutschen“ gezählt. Im Jahre 1978 gaben sowohl die Post der DDR als auch die Deutsche Bundespost Berlin eine Sonderbriefmarke zum 150. Geburtstag heraus (Abb. 6).
Albrecht von Graefe bleibt auf vielerlei Weise gegenwärtig, am meisten wohl durch „seine“ Schule, „seinen“ Berliner Kiez, sein wundervolles Denkmal an der Charité, sowie durch seine beiden Gründungen. Sein „Archiv“ und die DOG sind heute, immer noch Dank ihm, vitaler denn je.
Weiterführende Literatur (Biographien in chronologischer Reihenfolge):
Eduard Michaelis: Albrecht von Graefe. Sein Leben und Wirken. Berlin: G. Reimer; 1877
Julius Hirschberg: Albrecht von Graefe. Band 7 von „Männer der Wissenschaft“ (Hrsg. J. Ziehen). Leipzig: Wilhelm Weicher; 1906
Julius Hirschberg: § 1050-1088, Albrecht von Graefe. In: Geschichte der Augenheilkunde. Die Reform der Augenheilkunde, erster Teil. Berlin: Julius Springer; 1918:208-314
Blida Heynold-von Graefe: Albrecht von Graefe. Mensch und Umwelt. München: Karl Thiemig; 1969
Wolfgang Münchow: Albrecht von Graefe. Leipzig: Teubner Verlagsgesellschaft; 1978
Thomas Schilp, Jens Martin Rohrbach: Albrecht von Graefe an Frans Cornelis Donders. Briefe 1852-1870. Essen: Klartext; 2013
Jens Martin Rohrbach: Zum 150. Todestag: Albrecht von Graefe (1828-1870) – Das Gewissen der Augenheilkunde in Deutschland. Springer: Heidelberg / Berlin; 2020
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